69 episodes

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!

Chlorgesänge Ute Zill, Martina Schrey

    • Sports

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!

    Folge 66: Der Schwimmbadtourist

    Folge 66: Der Schwimmbadtourist

    Diesmal treffen wir uns mit unserem Gast im Park - denn Philipp Reußner war an diesem kühlen Samstag schon schwimmen - im Kreuzberger Prinzenbad. Um 9 Uhr hatte er sich tatsächlich einen Platz in der Sportlerbahn erobert und danach erstmal den guten Kaffee auf der Schwimmbadterasse genossen.
    Über 100 Bäder hat der 34jährige Franke schon besucht. Viele in Deutschland, aber auch in England, Island, Ungarn oder Österreich. Und in Berlin fing alles an: Hier hat er während der Coronazeit eine Freundin besucht und genauso wie wir festgestellt: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder. Also hat er sich einen Slot gebucht - als erstes im Sommerbad am Olympiastadion. Später dann auch in der Finckensteinallee, im Stadtbad Mitte, in Lankwitz - und das hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er nach seinem Berlin-Besuch auch woanders weitermachte.
    Wenn er nicht gerade in seinem Stammbad, im Nürnberger Südstadtbad schwimmt, schaut er, was es noch für Bäder zu entdecken gibt. Ganz besonders fasziniert ihn die Münchner Olympia-Schwimmhalle - "das Wasser ist hier besonders schnell und das Zelt-Dach einfach traumhaft" - aber auch historische Bäder wie das Wiener Amalien-Bad findet er beeindruckend - auch wegen der 33-Meter-Bahn. Und er war auch schon einmal in einem Freibad mit 100-Meter-Becken. Dafür brauchte er noch nicht einmal weit zu reisen - das Waldstrandbad Windsbach ist nur wenige Kilometer von Nürnberg entfernt.
    Am Anfang hat Philipp die Gelegenheit genutzt, schwimmen zu gehen, wenn er sowieso irgendwo war, in einer anderen Stadt, einem anderen Land. Mittlerweile macht er gezielt Reisen zu Schwimmbädern, in denen er gern abtauchen möchte - wie das Aquatics Center in London. Eine Stunde für 15 Euro - da hat er jede Minute doppelt genossen!
    Wichtig ist Philipp allerdings nicht nur architektonische Schönheit - er will in dem jeweiligen Bad auch richtig schwimmen können. Drei bis fünf Kilometer in einer Dreiviertelstunde bis Stunde, geleinte Bahnen müssen dann schon sein. Plantschen allein reicht ihm nicht, es müssen schon Meter gemacht werden. und das vier bis sieben Mal die Woche.
    Wichtig ist ihm immer, alle Leute im Blick zu haben, wer wie wendet, wer wann ausschert, damit es nicht zu Kollisionen kommt. Streit im Schwimmbad, darauf hat er gar keine Lust. Man muss und kann sich arrangieren, wenn alle mitmachen, davon ist er überzeugt. Auch wenn die Bahn mal voller ist.
    Wichtig ist dem Franken auch das Foto danach. Was nicht immer einfach ist, denn in vielen Bädern ist fotografieren nicht erlaubt. Aber Philipp will auch keine Menschen festhalten, sondern das jeweilige Schwimmbad in seiner ganzen Schönheit. Die Bilder hängen alle bei ihm zu Hause im Flur. So lange noch Platz ist, jedenfalls.
    Auf der Suche nach neuen Bädern recherchiert der Verkehrsingenieur im Netz oder bekommt auch Tipps aus seiner Insta-Community. Super findet er, wenn für das jeweilige Schwimmbad ein Bahn-Belegungsplan im Netz zu finden ist und er weiß, ob wirklich Platz ist. Das ist allerdings eher die Ausnahme.
    Sein 100. Schwimmbad war übrigens die Alster-Schwimmhalle in Hamburg. Und da hat er nach dem Schwimmen sogar noch gechillt - im Regenerationsbecken mit Blick von oben auf die Halle.
    Wir haben ihm übrigens das Berliner Strandbad Plötzensee empfohlen - denn da gibt es sogar geleinte Bahnen!
    https://www.instagram.com/schwimmbadtourist/
    https://nuernbergbad.nuernberg.de/suedstadtbad/
    https://www.olympiapark.de/de/der-olympiapark/parkuebersicht/olympia-schwimmhalle
    https://www.londonaquaticscentre.org/
    https://www.waldstrandbad-windsbach.de/startseite
    https://strandbad.ploetzensee.de/

    • 36 min
    Folge 65: Draußen ist es doch am schönsten!

    Folge 65: Draußen ist es doch am schönsten!

    Yeah - die Freibadsaison ist eröffnet! Das nutzen wir doch gleich für einen Besuch im legendären Kreuzberger Prinzenbad! Am Eingang, natürlich - Ausweiskontrolle, Taschenkontrolle. Dann aber rein ins Vergnügen! Vergnügen? Nicht wirklich. Leidglich eins der beiden 50-Meter-Becken ist geöffnet, Plantschbecken, Nichtschwimmerbecken - alles umzäunt und nicht benutzbar. Kein Wunder, dass wir an diesem herrlichen Spätfrühlingstag draußen noch Platz für unsere Räder gefunden haben - das Schwimmvergnügen ist ausgesprochen begrenzt. Und das ist ganz wörtlich gemeint: Im einzig verbliebenen Becken ist es so voll, dass allenfalls ein paar lockere Freizeit-Schwimmbewegungen möglich sind, am besten mit dem Kopf ÜBER Wasser.
    Diverse unverdrossene Sportschwimmer ziehen zwar unbeirrt in den vier abgetrennten Bahnen neben dem offenen Bereich ihre Runden, aber auch sie kommen schnell an ihre Grenzen. Oder besser - an die Grenzen der anderen. Doch vor allem Kreuzberger Kinder und Jugendliche sind hier echt verraten und verkauft: Zum Toben und Springen und Spaß haben ist im Kreuzberger Prinzenbad einfach überhaupt kein Platz mehr! Und die Außenduschen funktionieren leider auch nicht … Wie lange die Sanierungsarbeiten noch andauern werden, ist unklar. Da bleibt nur der Weg in die Pommesbude - die zumindest funktioniert wie eh und je und die Pommes sind wie jedes Jahr ausgesprochen lecker.
    Natürlich werden in den nächsten Tagen und Wochen in Berlin immer mehr Freibäder öffnen - aber auch hier fällt auf: Viele sind im Mai nur zwischen 10 und 18:30 Uhr zugängig - für Berufstätige nicht wirklich optimal. Die beiden Kombibäder in Spandau und Mariendorf bleiben gleich ganz geschlossen. Mal sehen, wie gut das neue Sicherheitskonzept funktioniert, das die Berliner Bäder am 6. Mai vorstellen wollen, wenn sich so viele Menschen immer weniger Bäder und Wasserzeiten teilen müssen.
    Immerhin hatte eine von uns schon ein herrliches Schwimmerlebnis im Sommerbad am Olympiastadion und kann außerdem von wunderbaren Schwimmbädern im Ausland berichten.
    Und ein paar Wochen sind ja auch noch einige Berliner Hallenbäder geöffnet. Allerdings - wer einmal wieder unter freiem Himmel unterwegs war, der möchte nur ungern wieder nach drinnen.
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/ich-brauche-ein-paar-bahnen-am-morgen-im-berliner-prinzenbad-hat-der-sommer-begonnen-11597078.html
    https://www.berlinerbaeder.de/news/detail/sommersaison-2024-starttermine-der-sommerbaeder/

    • 27 min
    Folge 64: Die Macherin

    Folge 64: Die Macherin

    Vor einigen Jahren hätte sich Heike Witte kaum vorstellen können, dass sie eines Tages für´s Schwimmen ihren Job an den Nagel hängen würde. Doch dann ist es genau so gekommen - und ihr strahlendes Gesicht an diesem Sonntagmittag im Strandbad Tegeler See macht klar, dass ihr nichts Schöneres hätte passieren können.
    Angefangen hat alles damit, dass die Veranstaltungsmanagerin 2014 begann, sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Damals überlegte sie, welche Integrationsmöglichkeiten es für diese Menschen hier geben könnte und las durch Zufall, dass überall Rettungsschwimmer gesucht werden. Das ist doch vielleicht eine Idee für Menschen, die selber oft unter widrigsten Umständen übers Meer nach Europa gekommen sind, dachte sie sich. Die Rettungsschwimmerausbildung kann in Deutschland nämlich jeder machen, egal, welchen Aufenthaltsstatus er oder sie hat - und sie ist dann international gültig.
    Zunächst suchte Heike einen Ausbildungsplatz für zwei junge Syrer. Als die dann ihren Rettungsschwimmer erfolgreich bestanden hatten, wandte sie sich an den Berliner Verein TV Waidmannslust - und stieß auf ein ganz großes, offenes Ohr: Die Schwimmabteilung im Verein war kurz vor dem Ende, man fand einfach keine Rettungsschwimmer mehr - die beiden jungen Männer waren hochwillkommen. Und mit den Männern kamen auch wieder Kinder in den Verein - Kinder aus Flüchtlingsheimen, die unbedingt schwimmen lernen wollten.
    Das war der Anfang. Es sprach sich rum. Noch mehr Männer aus den Flüchtlingsunterkünften wollten Rettungsschwimmer werden - mussten zum Teil aber erstmal selber schwimmen lernen. Und dann waren plötzlich auch geflüchtete Frauen interessiert, schwimmen zu lernen - allerdings nur, wenn Heike ihnen das beibringt.
    "Das war eine Katastrophe", erzählt Heike lachend - denn sie hatte weder einen Rettungs- oder Trainerschein, noch konnte sie die Sprache der Frauen. Sie hat es trotzdem gemacht. Der Deal: Nur im flachen Wasser und ein Rettungsschwimmer, der zuschaut, muss immer dabei sein!
    Die Frauen haben es geschafft - und Heike auch. Mittlerweile hat sie längst ihren Rettungsschwimmer und ihren Trainerschein und macht das Ganze hauptberuflich. Am liebsten im Strandbad Tegeler See, an ihrer Seite: Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen mit Flüchtlingshintergrund. Sie bringen jedem das Schwimmen bei, der oder die das lernen will. Und am Wochenende - wenn es nicht allzu voll ist - sogar umsonst. Auch Camps organisiert Heike hier im Sommer. Und ab Mai aktiviert sie ihren Tiktok-Schwimm-Kanal, wo sie "ohne viel blabla" erklärt, wie das funktioniert mit dem Schwimmen: frauheike_online
    Für Heike sind geflüchtete Menschen die besten Rettungsschwimmer, sagt sie - denn sie wissen, wie gefährlich Wasser ist. Alle haben unmittelbare Erfahrungen damit gemacht, zum Teil Menschen aus der eigenen Familie verloren und wissen, was täglich im Mittelmeer passiert.
    Was sie weiterhin sucht, sind Menschen, die Lust haben, auch als Schwimmtrainer:in zu arbeiten: "Einfach ein cooler Beruf!" Wer Lust und Zeit hat, kann sich gern bei ihr melden: ⁠wasserlage@gmail.com⁠
    https://tv-waidmannslust.de/sportarten/schwimmen/
    https://seeee.de/

    • 43 min
    Folge 63: Freunde auf dem Wasser

    Folge 63: Freunde auf dem Wasser

    Man muss es wollen - das wird an diesem Spätnachmittag im April sehr schnell klar. Es ist noch ziemlich frisch draußen auf der Insel Eiswerder im Berliner Bezirk Spandau, aber vor allem die Wassertemperaturen von etwa 14 Grad lassen einen schon beim Gedanken daran erschauern. Lina Pomorin und Torben Günzel aber freuen sich. Die beiden spielen Kanupolo bei den Havelbrüdern, korrekt heißt der Verein KSV Havelbrüder e.V. - im Kanupolo einer der besten Vereine Deutschlands. Die Winterpause ist gerade wieder vorbei, also - Neoprenhosen und -T-shirt an, Schwimmweste drüber, Helm auf, Kanu ins Wasser - und los geht´s!

    Wir dürfen auch gern mit, bieten sie uns an, aber uns ist schon nach Sekunden klar - das kann nur peinlich enden. Vielleicht würden wir im Einer-Kanu nicht gleich umkippen, aber dann auch noch Paddel und Ball und Gegner:innen - da schauen wir lieber zu!

    Kanupolo ist ein rauer Sport. Hier greift man sich gegenseitig mit Booten an, um dem anderen den Ball abzuluchsen. Den wirft oder hält man mit den Händen oder den Paddeln. Der Gegner wird mit dem Boot attackiert, man darf ihn mit den Händen aber auch umschubsen. Die Eskimorolle sollte man also drauf haben!

    Trotzdem verletzt man sich kaum, erzählen Lina und Torben, vielleicht mal ein verstauchter Finger, das war´s aber auch schon. Aber: Es braucht Athletik, Kraft und Technik! Und schwimmen können muss man natürlich auch.

    Alle paar Minuten schöpfen die Spielerinnen und Spieler Wasser aus ihrem Boot. Kalt ist ihnen trotzdem nicht, während sie mit ihren Booten durchs Wasser cruisen. Man merkt: Hier sind Freunde unterwegs, die viel Spaß haben bei ihrem Sport. Allein drei Geschwisterpaare sind seit Jahren bei den Havelbrüder-Männern, die im letzten Jahr wieder einmal deutscher Meister geworden sind. Torben spielt bereits in der 3. Generation Kanupolo, sein Großvater war bereits Spieler und Trainer, sein Vater coacht die Mannschaft. Und mit René Kirchhoff, der seit seiner Kindheit bei den Havelbrüdern spielt, haben sie sogar den besten Kanupolo-Torwart der Welt!

    Auch die Frauen spielen in diesem Jahr wieder Bundesliga, sogar eine Europameisterin spielt hier im Kader. Doch mit dem weiblichen Nachwuchs gibt es ein Problem, seufzt Lina: Bei einem Girls Day, den sie mal gemacht haben, blieb am Ende nur ein Mädchen beim Verein - aber acht Jungen!

    Doch auch für sie sind die Hürden hoch. Nicht nur, weil es eine ganze Weile dauert, bis man Kanupolo beherrscht, wenn man nicht gerade wie Torben quasi im Boot geboren wurde. Der Sport ist teuer. Ein Boot kostet schon mal 2500 bis 3000 Euro, Paddel dann auch nochmal 300 Euro, der Helm ungefähr genauso viel, hinzu kommen Kleidung, Wasserschuhe und einiges mehr. Und Kanupolo ist zeitintensiv: Man muss nicht nur regelmäßig bis zu fünf Mal die Woche trainieren, man ist auch ständig unterwegs. Zwar wird die Bundesliga nicht wie beim Fußball wöchentlich sondern in Form von Turnieren gespielt - aber dafür muss man dann ganz schön weit fahren.

    Trotzdem - Lina und Torben möchten es nicht missen. Sie genießen es, auf dem zauberhaften Gelände ihres Vereins zu sein. Und wenn sie grad nicht auf dem Wasser sind, dann wird halt gegrillt, die Boote gepflegt oder einfach nur gechillt. Man muss diesen Sport lieben - die beiden tun es auf jeden Fall!

    https://ksvh.de/

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kanupolo

    https://www.ardmediathek.de/video/mittagsmagazin/kontaktaktiver-sport-deutschland-dominiert-kanupolo/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvNTI3MWYzNTgtN2QwZC00Y2E5LTg5ZmMtNjMzYTBlYzEyZmY0

    • 39 min
    Folge 62: Der Netzwerker

    Folge 62: Der Netzwerker

    Diesmal haben wir uns mal wieder sehr früh auf den Weg gemacht - und treffen um 7 Uhr morgens den Mann, dessen Verband in Berlin in punkto Schwimmen alles zusammenhält: Manuel Kopitz, seit immerhin schon 25 Jahren Geschäftsführer des Berliner Schwimmverbands (BSV).
    Der BSV kümmert sich um zahlreiche Bereiche, nicht nur ums Schwimmen, sondern auch um Wasserball, Wasserspringen, Paraschwimmen, Synchronschwimmen, Schulschwimmen, um den Leistungs - und den Breitensport, um Vereine, Trainerausbildungen, ums Ehrenamt und vieles andere mehr. Gerade das mache die Arbeit so spannend, sagt Manuel Kopitz, während wir uns fragen, wie man das alles unter einen Hut bringen kann.
    Martin Kopitz war früher selber Leistungsschwimmer, war auf einer Sportschule und hat danach BWL, Sport und Management in Leipzig studiert und nebenbei auch seine Trainerlizenz erworben. Er weiß also, wovon er spricht, wenn es ums Schwimmen geht - und sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zusammenzubringen, damit was vorangeht.
    Zusammen mit Henrick Fritz hat er die Schwimmlernkonzeption "swim to go" entwickelt, einen Leitfaden für Schwimmlehrer:innen, der genau aufdröselt, welche Schritte man bei der Schwimmausbildung gehen sollte - je nachdem, ob man den Menschen als Erstes Brustschwimmen oder Kraul-/Rückenschwimmen beibringt.
    Vor allem aber beschäftigt Manuel Kopitz, wie man das Schwimmen in Berlin für alle gut möglich machen kann - egal, ob es sich um Anfänger, Hobbyschwimmer:innen oder Profis handelt. Denn sie alle brauchen Wasserflächen - und die sind bekanntlich knapp in Berlin, obwohl es hier so viele Schwimmbäder gibt. Aber eben auch sehr viele Menschen, die sie auf unterschiedliche Art und Weise nutzen wollen.
    Mindestens 50 Prozent der Wasserfläche muss für die Öffentlichkeit vorgehalten werden, so sieht es die Nutzungssatzung der Berliner Bäderbetriebe vor. Und deshalb muss gerechnet und verhandelt werden, wann denn die Vereine und Schulen reindürfen. Und welche Fläche sie dann nutzen können. Und das ist ausgesprochen schwierig.
    Manuel Kopitz hat ein plastisches Beispiel parat: "Sie wissen, es gibt Bäder mit 25-Meter-Becken und Bäder mit 50-Meter-Becken. Man kann sagen, eine 25-Meter-Bahn ist mit 7 Schwimmer:innen gut ausgelastet. Das heißt aber nicht, dass auf einer 50-Meter-Bahn 14 Menschen schwimmen können!"
    Kein Wunder, dass 50-Meter-Becken in Berlin sehr oft geteilt werden. Und dann gibt es in Schwimmhallen immer die Schokoladenzeit, erzählt Kopitz - nämlich dann, wenn alle wollen: Die Vereine dürfen erst ab 16 Uhr in die Bäder - dann will aber auch die breite Öffentlichkeit gern ins Wasser. "Die Zeit zwischen 16 und 18 Uhr könnten wir drei- bis vierfach belegen!", sagt Kopitz.
    Weiteres Problem: Rettungsschwimmer:innen dürfen in Berlin, anders als beispielsweise in NRW, nur vom DLRG ausgebildet werden. Ein Nadelöhr. Zu wenig Ausbilder:innen, zu wenig Plätze. Dürften Vereine Rettungsschwimmer:innen ausbilden, gäbe es vermutlich sehr viel mehr.
    In Freiwasserschwimmen und -wettkämpfe wie im Strandbad Plötzensee wird der Berliner Schwimmverband auf jeden Fall weiter investieren. Und auch der Leistungssport bleibt extrem wichtig. So früh wie möglich sollen Schwimmer:innen gesichtet werden, um sie dann im Schul- und Leistungssportzentrum Hohenschönhausen weiter zu fördern. Allerdings - auch hier gibt es Engpässe. Denn im Hochleistungssport ist eine 50-Meter-Bahn mit zwei Schwimmer:innen schon gut belegt.
    Mit seinen 70 Vereinen und fast 30.000 Mitgliedern stößt der Berliner Schwimmverband angesichts der vorhandenen Wasserflächen immer wieder an seine Grenzen.
    Trotzdem - wir haben mal wieder viel gelernt. Dass es im Stadtbad Mitte eine Strömung gibt, weshalb die Synchronschwimmer:innen hier nicht gut trainieren können. Dass man beim Schwimmen lernen auch mit Delphin anfangen kann. Und dass es demnächst Wassergewöhnungskurse auch in Berliner Kitas geben

    • 44 min
    Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser

    Folge 61: Mit ihm trauen sich alle ins Wasser

    Heute sprechen wir mit einem Schwimmer, der uns schon vorher, währenddessen und auch danach außerordentlich beeindruckt hat: Mohammad Shaban ist Syrer und lebt seit 2016 in Deutschland. Während seiner Flucht, im Schlauchboot zwischen der Türkei und Griechenland, hat er etwas gesehen, was er nie vergessen wird und was fortan der wichtigste Antrieb seines Handelns werden soll - die Angst in den Augen der anderen Insassen. Weil sie nicht schwimmen können. Nicht wissen, ob sie den Weg über das offene Meer überleben werden. Darunter auch sein bester Freund.
    Mohammad selbst hat mit vier Jahren das Schwimmen gelernt, sein Vater hat es ihm damals beigebracht. Während der Fahrt mit dem Schlauchboot nimmt er sich vor: Ich will in Zukunft anderen Menschen das Schwimmen beibringen. Damit sie niemals solch eine Angst vorm Wasser haben müssen!
    Doch erstmal landet Mohammad in Augsburg, lernt deutsch, freundet sich mit einer Augsburger Familie an, die ihm beibringt, wie die Deutschen so ticken und was alles wichtig ist in Sachen deutscher Kultur und deutscher Mentalität. Doch dann hört er eines Tages von dem bundesweit einzigartigen Berliner Projekt SPORTBUNT. Menschen mit Fluchthintergrund können hier einen Trainerschein machen, auch einen Schwimmtrainerschein.
    Für Mohammad ist klar: Das will er machen, er muss nach Berlin. Also verlässt er 2019 Augsburg, zieht in die Hauptstadt, lebt zunächst mit mehreren Menschen in einem Zimmer, zieht von Unterkunft zu WG, bis er eines Tages tatsächlich eine kleine Wohnung findet. Viel wichtiger ist für ihn ohnehin etwas anderes: Anderen Menschen das Schwimmen beibringen.
    Durch SPORTBUNT macht er seinen Trainerschein, wird zudem Rettungsschwimmer und arbeitet bald darauf in einem der zu Coronazeiten eingerichteten Schulschwimmzentren. Alle, die ihn dort bei seiner Arbeit mit den Kindern beobachten, geraten sofort ins Schwärmen - denn der 35jährige Syrer hat eine ganz besondere Gabe: Er kann den Kindern die Angst nehmen. Mit Mohammad trauen sich alle ins Wasser. Weil er den Kindern auf Augenhöhe begegnet. Und manchmal auch, weil er ihre Sprache spricht.
    Die deutsche Sprache hat er durchs Schwimmen auch noch viel besser gelernt - wenn ihm auch Worte wie "Seepferdchen" oder "Poolnudel" erst einmal ein ziemliches Rätsel waren. Manchmal tauscht er mit den Kindern auch die Rolle - und er ist der Schüler, der noch besser deutsch lernen will und die Kinder seine Lehrer.
    Mittlerweile ist Mohammad selbst Trainerschein-Ausbilder und angestellt beim Berliner Schwimmverband. Sein Traum ist es, eines Tages als Schwimmlehrer an einer Schule angestellt zu sein.
    Und was ihn besonders freut: Alle Menschen auf dem Schlauchboot damals haben überlebt. Sein Freund besucht ihn mittlerweile regelmäßig in Berlin. Und dann gehen sie gemeinsam schwimmen.

    • 30 min

Top Podcasts In Sports

The Bill Simmons Podcast
The Ringer
Pardon My Take
Barstool Sports
Games with Names
iHeartPodcasts
The Dan Le Batard Show with Stugotz
Dan Le Batard, Stugotz
New Heights with Jason and Travis Kelce
Wave Sports + Entertainment
Club Shay Shay
iHeartPodcasts and The Volume

You Might Also Like

Hotel Matze
Matze Hielscher & Mit Vergnügen
triathlon talk – Carbon & Laktat
Frank Wechsel, Nils Flieshardt, Simon Müller, Anna Bruder, Peter Jacob
Spektrum-Podcast
detektor.fm – Das Podcast-Radio
Swimcast
Coach André
Der Apfelplausch
Lukas Gehrer und Roman Van Genabith
Apokalypse & Filterkaffee
Micky Beisenherz & Studio Bummens