Tagesdosis 15.6.2019 – Troll-Armeen, Waffen-Lager und anvisierter „Rassen-Krieg“ (Podcast)
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Ein Kommentar von Susan Bonath. Jubelorgien für die AfD, Hasstiraden auf Reporter, Politiker und Linke, Hetze gegen Flüchtlinge und Muslime, Verbreitung diverser Fake-News und rechter Thesen, all das gern gespickt mit Deutschlandfahnen oder noch eindeutigeren Bildchen, und das alles im Akkord: Fast jeder Journalist, Medienmacher und Youtube-Kanal-Betreiber kennt ihn inzwischen nur zu gut: Den organisierten Shitstorm von Rechtsaußen. Das solche Attacken organisiert sind, ist gut recherchiert, wie die untenstehenden Links zeigen (1, 2, 3). Nur ein Beispiel von vielen dafür ist das darin aufgeführte, inzwischen umbenannte Netzwerk Reconquista Germanica. Getarnt als Vereinigung von Gamern und hierarchisch strukturiert, verabreden sich die dort organisierten Rechten zum Beispiel auf dem Gaming-Chat-Dienst Discord zu Spam-Attacken, Troll-Aktionen und zur Flutung diverser Plattformen und Kommentarspalten mit braunen Ergüssen. Das Ziel dieser Online-Trolle ist jenes, das auch jeder Staat als territorialer Gesamtkapitalist verfolgt: Meinung beeinflussen durch suggerieren einer Mehrheitsmeinung, die so schlechterdings nicht existiert. Man will den Diskursbereich nach rechtsaußen verschieben, Deutungshoheit erlangen, rassistische und chauvinistische An- und Absichten salonfähig machen, provozieren und eskalieren. Letztlich geht es um die Macht über die Meinung. Es ist eine alte massenpsychologische Weisheit, dass die meisten Menschen dazu neigen, sich gefühlten Mehrheitsmeinungen unterzuordnen. Dieses Gefühl kommt schnell auf bei Hunderten Kommentaren mit fast identischem Inhalt. Und: Die Angst vor Ausgrenzung ist bei vielen grenzenlos. Dabei geht es nicht nur um Manipulation der Denkweise in der Bevölkerung, sondern auch um Einfluss auf die Medienbetreiber selbst. Nun wird der Staatsfunk im Gros immer die Agenda seines Auftraggebers vertreten, genauso wie die es die Produkte großer Medienkonzerne tun. Dennoch können solche Trolle, die meist mit Fake-Accounts agieren, Debatten eskalieren, die man früher gemeinhin unter „krimineller Energie“ verbuchte. Hinzu kommt: Medien müssen schließlich ihre Zielgruppe bedienen. Wer laut genug trommelt, erweckt den Eindruck, eben diese Zielgruppe zu sein. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Gewöhnlich sind solche Spammer weder Leser noch Abonnenten der Medien, die sie trollen. Vor allem sogenannte alternative Medien will die rechte Szene auf diese Weise inhaltlich beeinflussen. Klar, wer ein paar mal einen Shitstorm mit Hassergüssen, Androhungen von Abo-Kündigungen oder gar Gewalt hinter sich hat, könnte durchaus überlegen, sich den vermeintlich nur wütenden Lesern stärker anzudienen. Shitstorms, wie sie etwa bei RT Deutsch fast täglich zu erleben sind, verunsichern. Das sollen sie auch. Und sie rücken die Attackierten in ein Licht, in dem sie möglicherweise gar nicht stehen wollen. Was dazu führt, dass Linke und die bürgerliche Masse sie meiden und die braune Klientel sich bestenfalls einnisten kann. Dennoch: Es handelt sich meist vor allem um Trolle. Sie liken, disliken und haten im Akkord und reißen dabei  natürlich auch ein paar Gefrustete auf der Suche nach Anerkennung mit. Die Masse der realen Leser agiert viel stiller. Das zeigt auch die KenFM-Tagesdosis vom letzten Samstag: Bald jeder zweite von rund 2.000 Kommentatoren schimpfte, er habe sein Abo jetzt gekündigt. Doch siehe da: Die Abo-Zahlen kletterten binnen weniger Tage um mehrere Hundert in die Höhe. Es handelte sich also um leere Drohungen. Aber die Masche ist so clever wie perfide. Sie triggert viel Angst vor dem Verlust des Publikums. Je kleiner das Portal, desto abhängiger ist der Macher von diesem, natürlich auch finanziell. Schließlich müssen Journalisten, Reporter und Youtuber auch von irgendwas leben. Dass dahinter stehende rechte Netzwerke nicht unbedingt ganz harmlos sind, un
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