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Long Covid hat ihr Leben komplett verändert: Die
St.Gallerin Eveline Strübi kann seit über zwei Jahren weder arbeiten noch Hobbies ausüben oder Musik hören. Ihre Arbeitsstelle im Kanton St.Gallen hat sie verloren und auch die Invalidenversicherung springt nicht ein. Was ihr
dennoch Hoffnung gibt, erzählt sie im Fadegrad-Podcast.
Die St.Gallerin ist eine von geschätzt 300.000 Personen in der Schweiz, die an Long Covid erkrankt sind.
Long Covid - Definition
Gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Long Covid eine Langzeitfolge der Coronavirus-Krankheit
mit unterschiedlichen Symptomen wie Schäden in Lunge, Herz, Nieren und Gehirn über Entzündungsreaktionen, Blutungsstörungen oder Atemnot, Erschöpfung/extreme
Müdigkeit, Schmerzen sowie neurologischen Störungen. Noch liegt keine einheitliche Definition für Long Covid vor, jedoch spricht man meist davon, wenn die
Symptome mehr als 12 Wochen andauern.
Dauerkrise seit zwei Jahren
«Es war ein schleichender Prozess, wo ich nach einem
eigentlich milden Verlauf merkte, dass die Kraft nicht zurückkam, sondern es mir immer schlechter ging – bis es zu einem körperlichen Zusammenbruch geführt
hat». Über Wochen konnte Eveline Strübi nur Liegen, selbst der Gang aufs WC wurde zu einem schier unmöglichen Kraftakt, der ihren Körper unheimlich
anstrengte. Seitdem ist sie mehr oder weniger in einer «Dauerkrise», wie sie sagt. «Das intensiviert die nachdenklichen Phasen, wie auch die genussvollen
und freudigen Momente».
Long Covid ist eine Krankheit, die durch Ausschliessen
anderer Krankheiten diagnostiziert wird. Bei Eveline Strübi dauerte es vier Monate, bis sie Gewissheit hatte. Als sie nach zwei Jahren Krankschreibung im Mai 2024 gekündigt wurde, sei dies eine sehr schmerzliche Erfahrung gewesen. Als Fachmitarbeiterin
im Amt für Soziales des Kantons St.Gallen habe sie ihren Beruf zehn Jahre lang mit viel Freude ausgeübt. Zwar habe man sich im Amt für ihre Weiterbeschäftigung eingesetzt, «aber es gab keine Bereitschaft, eine gemeinsame Lösung zu suchen: Die Departementsvorsteherin hat entschieden, keine Hand zu bieten und mich zu kündigen».
Auch die Invalidenversicherung (IV) sprang nicht ein. Ein endgültiger Entscheid stehe zwar noch aus, doch das von der IV erstellte Gutachten werfe ihr Simulation und Arbeitsverweigerung vor, so Strübi. «25 Jahre lang habe ich gerne gearbeitet und in die IV einbezahlt. Wenn ich jetzt Phasen habe, in denen ich wieder nur liegen kann und sonst nichts machen, frage ich mich schon: Wer kommt auf die Idee, dass man das will?»
Laut dem Verein Long Covid Schweiz sind 75 Prozent
der Long Covid Betroffenen nach sechs Monaten immer noch krank und nicht arbeitsfähig, doch nur weniger als 5 Prozent erhalten eine IV-Rente. «Das sind oft Menschen, die kurz vor der Pensionierung stehen», weiss Strübi. Sie geht nicht davon aus, ein Leben lang an Long Covid zu leiden. «Für mich geht es um eine finanzielle Überbrückung. Denn mir ist klar: Das Virus hat meinen Körper so durcheinander gebracht hat, dass ich Zeit brauche, um wieder gesund zu werden».
Von anderen Betroffenen habe sie erfahren, dass es oft nach drei Jahren Erkrankung eine signifikante Besserung gebe – und hofft, dass es auch bei ihr so ist.
Was Kraft in der Krankheit gibt
Kraft in der Krankheit geben ihr der Freundeskreis
und die Familie sowie die geistliche Begleitung durch eine Seelsorgerin. «In den Gesprächen hat alles Platz». Die Studentin an der Theologischen Hochschule Chur habe noch nie an Gottes Existenz gezweifelt, aber die Gerechtigkeit im Leben schon oft hinterfragt. «Ich lasse alle Fragen zu. In meinen Gebeten gibt es kein Tabu zwischen Gott und mir. Ich spreche meine Freude, aber auch mein Leiden aus», so Eveline Strübi. «Immer wieder mache ich die Erfahrung, wie heilsam das ist.»
Auf Instagram schreibt sie unter dem Namen @lebenamnullpunkt über Spiritualität im Kranksein.
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