“Die beiden Damen leben offenkundig einen Gegenentwurf zum herrschenden Mainstream. Aber nur im Hinblick auf ständigen Support und Reglementierung durch eine unsichtbare und doch eindeutig definierte Macht, genannt Jesus oder Gott. Der sichtbare Lifestyle unterscheidet sich hingegen kaum vom Mainstream, zumindest nicht vom materialistischen, konsumorientierten und oberflächlich ästhetischen. Das Thema der aktuellen Podcastfolge „Männer“ ist diesbezüglich spannend, haben sich doch große Teile der jungen Generation in eine neue, sehr eigenverantwortlich definierte Ethik entwickelt, die ohne metaphysischen Machtgeber funktioniert und gewohnt ist, sämtliche Aspekte des menschlichen Miteinanders individuell auszuhandeln. Ein solches Aushandeln wird von beiden Damen kategorisch ausgeschlossen, da sie der Auffassung sind, dass alle möglichen (und unmöglichen) Regeln seit Christi Wirken unverrückbare Wahrheit seien, wenn auch überwiegend in der folgenden Jahrhunderten von kirchlichen Machtgebern eingeführt.
Ein postmodern sozialisierter und fühlender Mann wird also nie in eine gedeihliche Beziehung mit einer der beiden Damen eintreten können, doch ist dieser Typ Mann in gehobenen Bildungsschichten mittlerweile deutlich in der Mehrheit. Der Auswahlpool jener Damen ist also denkbar gering, werden sie sich wohl kaum auf die vielen bedürftigen und schwachen Männer einlassen, die im niederen Staff oder Publikum ihrer Bubble Halt und Orientierung suchen.
Die vorausgehende Folge („Lieber Atheist als liberaler Christ“) hat nun die wesentliche Denke dieser beiden Rich-Kids offengelegt. Sie unterscheidet sich wohl kaum vom Publikum des Pony auf Kampen. Auch hier im Podcast wird das Ausländerthema verarbeitet. Ja, es gäbe die wenigen Guten, die nach Jahren größter Anstrengung bereit wären, minderbezahlte Tätigkeiten zu verrichten. Kein Problem hat man offensichtlich mit der Tatsache, dass wegen Nichtanerkennung eines Architekturstudiums eine Lehre als Bauzeichnerin absolviert werden muss, um überhaupt im erlernten Bereich arbeiten zu dürfen. Die Rich-Kids schotten ihre Reviere ab. Problem aber seien die arbeitsunwilligen Ausländer, die zumeist kriminell seien (sic!). Sie müssten natürlich sofort abgeschoben werden.
Wenn man dann noch breit die Pflegemisere thematisiert, ohne auf die Tatsache einzugehen, dass es ohne die dort arbeitenden Menschen mit Migrationshintergrund gar keine Pflege mehr gäbe, dann wird die Diskussion vollkommen schräg. Rich-Kids erwarten von der Gesellschaft offensichtlich jeden erdenklichen Support, ohne auch nur einen Gedanken an Realisier- und Finanzierbarkeit zu verschwenden. Das geht dann wohl nur mit einem Zauberer, genannt Jesus.
Bleibt zu hoffen, dass solche Influencer nicht allzuviel Reichweite generieren, und jene hauptsächlich durch ein Bedürfnis nach Schaudern und Abscheu begründet ist - wie bei mir. Aber die Folge mit dem Dating werde ich mir noch anhören - versprochen!”
Bernhard0815 via Apple Podcasts ·
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05/29/24