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Künstliche Intelligenz liefert bessere Aktientipps als der Berater in der Bank – aber die Anleger ignorieren sie weitgehend. Der KI fehle die Empathie und das Vertrauen, um die Anleger von ihren Entscheidungen zu überzeugen, berichtet Oliver Hinz, Professor für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement an der Goethe Universität Frankfurt, im F.A.Z.-Podcast „Künstliche Intelligenz“ über ein Experiment. Die beste Option sei deshalb eine Kombination von KI-Systemen mit empathischen Bankberatern, die auch langfristig den höchsten Gewinn für ihre Kunden erziele.
Künstliche Intelligenz dringt gerade in viele Bereiche der Finanzindustrie vor. Die amerikanischen Investmentbank JP Morgan hat in den vergangenen drei Monaten mehr als 3600 Stellen für KI-Experten ausgeschrieben und schon ein eigenes Modell von ChatGPT trainiert. Mit der KI ließe sich beispielsweise viel Tipparbeit einsparen, wenn sie aus aufgezeichneten Beratungsgesprächen automatisch relevante Inhalte extrahierten und in die Systeme der Bank einspeisten, berichtet Andreas Totok, Geschäftsbereichsleiter bei der Finanz Informatik Solutions Plus, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft des zentralen IT-Dienstleisters der deutschen Sparkassen. Von ChatGPT ist er privat beeindruckt, aber den Einsatz in der Bank sieht er wegen der starken Regulatorik noch nicht: „Wir dürfen nicht nur schauen, welche tollen Features es gibt, sondern auch: Wie kann ich diese nachvollziehbar gestalten?“, weist Totok auf eine wichtige Anforderung der Bankenaufsicht hin.
KI kann auch helfen, Analystenkonferenzen automatisiert auszuwerten, erklärt Hinz. Bislang wird sich auf die Auswertung des Gesagten konzentriert. Neueste KI-Systeme könnten auch zusätzliche Informationen aus den Audiodateien herauslesen, beispielsweise ob der vortragende Finanzchef ängstlich klingt. Dabei wird zwar „der Informationsgewinn immer kleiner, je weiter wir mit den analytischen Methoden voranschreiten,“ in der Finanzindustrie würden sich aber diese Informationen dennoch in beträchtliche Summen übersetzen.
Langfristig werde sich die Berufe in den Banken wandeln. Die Menschen werden weniger Zeit mit analytischen Tätigkeiten verbringen müssen und sich stattdessen auf den Aufbau von Vertrauen zu ihren Kunden konzentrieren können. „Ich vergleiche das gerne mit der Einführung des Geldautomaten,“ beschreibt Totok. Das Berufsbild habe sich komplett geändert, da heute kaum noch Bankmitarbeitende Geld händisch ausgeben oder entgegennehmen. Das sei sowohl bei Mitarbeitenden als auch in der Gesellschaft anerkannt. Hinz sieht deshalb Bedarf für einen gesellschaftlichen Diskurs: „Was möchten wir als menschliche Fähigkeiten behalten? Und was sind wir bereit zu verlernen und an die Maschine abzugeben?“
Die Folge ist Teil unseres Podcasts „Künstliche Intelligenz“. Er geht den Fragen nach, was KI kann, wo sie angewendet wird, was sie bereits verändert hat und welchen Beitrag sie in der Zukunft leisten kann. Für den Podcast hat die F.A.Z. mit Peter Buxmann und Holger Schmidt zwei KI-Experten an Bord geholt: Beide erforschen und lehren die Potenziale der KI und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeit an der Technischen Universität Darmstadt. Peter Buxmann ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Anwendungen von KI, der digitalen Transformation sowie datenbasierten Geschäftsmodellen. Sein Podcast-Partner Holger Schmidt ist Digital Economist, Speaker und Autor. Seine Kernthemen sind KI, Plattform-Ökonomie und digitale Geschäftsmodelle. Die beiden Hosts greifen in jeder Folge einen neuen Aspekt der Künstlichen Intelligenz auf, erklären Zusammenhänge und geben präzise Einordnungen. Die Folgen haben eine Länge von rund dreißig Minuten und erscheinen monatlich jeweils am ersten Montag.
Holger Hanselka rät als Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft der Industrie zu kleinen, energieeffizienten KI-Anwendungen. Dem Mittelstand fehle es aber oft an den Kompetenzen, um Anwendungen für die generative KI zu entwickeln.
Published 11/06/24
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Published 10/02/24