Donald Trump und die Identität
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Diese Woche hat Donald Trump in den USA die ersten Vorwahlen für sich entschieden und zwar gleich mit 51 Prozent der Stimmen. Aus europäischer Sicht ist es rätselhaft, dass drei Gruppen zu Trump halten, die ihn als Person eigentlich verabscheuen sollten: 1. besonders religiöse Amerikaner und evangelikale Christen, 2. die «kleinen Leute», also Menschen, die sich nur mit Mühe über Wasser halten und kaum für ihr Alter vorsorgen können, und 3. besonders konservative Amerikaner. Warum halten diese drei Gruppen zu einem New Yorker Milliardär, der bekannt ist für einen, sagen wir mal, nicht immer besonders moralischen Lebenswandel, der als Bully auftritt und in Washington alles kurz und klein schlagen will? Was versprechen sich diese drei Gruppen von Trump? In den letzten Wochen habe ich hier über Identität nachgedacht. Das hat mich auf die Idee gebracht, die Wahl von Donald Trump nicht aus sachpolitischer Sicht anzuschauen, sondern aus der Sicht der Identität. Aus dieser Perspektive lassen sich einige spannende Erklärungen finden, auch und gerade für Entwicklungen hier bei uns in der Schweiz und in Deutschland. Ich glaube, die drei Gruppen wählen Trump nicht, weil sie sich von ihm eine bestimmte Sachpolitik erhoffen, sondern weil er verspricht, ihre Identität zu verteidigen und ihnen ihren Stolz zurückzugeben. Anders gesagt: Sie wählen Trump als den Anführer ihres Stamms, weil sie Angst davor haben, ihre Identität zu verlieren. In meinem Wochenkommentar sage ich Ihnen diese Woche, wo ich die Ursachen dafür sehe und inwiefern sie auch in Europa Konsequenzen haben. Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI. Website: https://www.matthiaszehnder.ch/ Newsletter abonnieren: https://www.matthiaszehnder.ch/abo/ Unterstützen: https://www.matthiaszehnder.ch/unterstuetzen/ Biografie und Publikationen: https://www.matthiaszehnder.ch/about/
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