Ferdinand von Schirach und die Ambivalenz
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Diese Woche habe ich in Basel Ferdinand von Schirach in seinem Einpersonenstück «Regen» gesehen. Ich war und bin begeistert, wie perfekt er Form und Inhalt miteinander verknüpft hat. Im Stück spielt er einen Laienrichter, einen Schöffen, der vom Gericht in einem Mordfall wegen Befangenheit abgelehnt wird. Der abgelehnte Schöffe ist Schriftsteller von Beruf – Ferdinand von Schirach war Strafverteidiger, bevor er Schriftsteller wurde. Figur und Autor sind sich also sehr nahe. Im Kern geht es im Stück darum, dass Menschen immer befangen sind. Es geht um Befangenheit und um Ambivalenz. Und dieses Wort, «Ambivalenz», hat sich mir eingebrannt an dem Abend. Es steht für Zwiespältigkeit und Zerrissenheit und die Unmöglichkeit, klare Urteile zu fällen. Wir haben hier miteinander letzte Woche über das neue Stammesdenken in der Politik nachgedacht. Über das stärkere Auseinanderklaffen von Stadt und Land, von Demokraten und Republikanern und die Frage, woher diese grosse Sehnsucht nach der laut verkündeten, starken Position kommt. Im Stück von Ferdinand von Schirach habe ich die Antwort auf diese Frage gefunden. Ich möchte deshalb diese Woche mit Ihnen über Ambivalenz nachdenken. Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI. Website: https://www.matthiaszehnder.ch/ Newsletter abonnieren: https://www.matthiaszehnder.ch/abo/ Unterstützen: https://www.matthiaszehnder.ch/unterstuetzen/ Biografie und Publikationen: https://www.matthiaszehnder.ch/about/
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