Einsturz von Carolabrücke: Droht Deutschland der Brückenkollaps?
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Für viele Dresdner hat der Mittwochmorgen mit einem verwunderten Blick aufs Smartphone begonnen. Nachrichten-Apps berichten mit Eilmeldungen über den Einsturz eines Teils der Carolabrücke, der sich in der Nacht ereignet hat. Die Bilder schockieren und beeindrucken zugleich. Ein etwa 100 Meter langes Stück der Brücke liegt in der Elbe. Es ist ein großes Unglück - auch wenn keine Menschen zu Schaden kamen. Dennoch stellen sich jetzt viele Fragen: Wie konnte das passieren? Wie sicher sind Brücken in Dresden, Sachsen und Deutschland? Und droht vor dem Hintergrund einer sich aufstauenden Sanierungsbedürftigkeit vieler derartiger Bauwerke ein Brückenkollaps? Antworten auf diese Fragen liefert Bau-Experte Manfred Curbach im Podcast "Thema in Sachsen". Curbach leitet das Institut für Massivbau an der Technischen Universität Dresden. Er gilt bundesweit als renommierter Experte für Brücken - und kennt sich zudem bestens aus mit den Brücken in der Stadt Dresden. Dass die Carolabrücke in der Nacht zusammengebrochen ist, sei für den Wissenschaftler überraschend. Die Elbquerung sei schon "seit vielen Jahren mit einem sehr intensiven Monitoringsystem ausgestattet" gewesen, sagt er. "Wir können auf diese Daten zurückgreifen bei der Ursachensuche." Allerdings sei es auch so gewesen, dass keinerlei Messwerte auf einen bevorstehenden Einsturz hingedeutet hätten. Trotz des Unglücks betont Curbach, dass Bauwerke in Deutschland in der Regel sicher seien. "Absolute Sicherheit gibt es nicht. Eine Versagenswahrscheinlichkeit liegt allerdings bei 0,0001 Prozent. Das ist sehr, sehr wenig." Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein solches Ereignis in Deutschland in naher Zukunft wiederhole, hält der Forscher für "äußerst gering". Aber: Curbach betont auch, dass die Sanierung von Brücken in Deutschland zu langsam vorangehe. Zwischen 4.000 und 6.000 Brücken würden als sanierungsbedürftig gelten. "Jedes Jahr werden aktuell 200 Brücken gebaut oder saniert", rechnet der Experte vor. Es würde zwei Jahrzehnte dauern, bis der aktuelle Rückstand aufgeholt sei. Eine Möglichkeit, das Tempo zu erhöhen, sei der Einsatz moderner Baustoffe. Curbach ist in Dresden maßgeblich in die Entwicklung eines neuartigen Carbonbetons involviert. Auf dem bereits sanierten und vom Einsturz nicht betroffenen Teil der Carolabrücke ist der Beton auch verbaut. Der Baustoff sei auch bereits erfolgreich bei weiteren Brückensanierungen eingesetzt worden, sagt Curbach und bilanziert zugleich, dass derart vielversprechende technologische Entwicklungen oft an bürokratischen und vor allem finanziellen Hürden scheitern würden. "Die Bauwirtschaft trägt 11,6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Deutschlands bei", erklärt er. Gerechnet auf alle Forschungsmittel, die der Bund ausgebe, entfielen aber nur 0,6 Prozent auf das Bauwesen. "Sie können das noch mal runter rechnen, was das dann für den Bereich Brückenbau bedeutet." Außerdem im Podcast: Der Sächsische.de-Reporter Sandro Pohl-Rahrisch, der die Lage am Tag nach dem Brückeneinsturz beobachtet hat und über Folgen berichtet. Der Reporter erzählt unter anderem, wie knapp es war, dass zum Zeitpunkt des Einbruchs keine Straßenbahn auf der Brücke fuhr und was es mit einem explosionsartigen Knall kurz nach dem Ereignis auf sich hatte. Weitere Schwerpunkte des Podcasts: - Welche Umleitungen gelten jetzt in Dresden? - Wie geht es nach dem Einsturz weiter und was sagt die Stadt? - Droht ein kommendes Hochwasser die Räumung zu behindern? - Warum war von dem Einsturz das Fernwärmenetz betroffen? - Wie ist die Lage an den übrigen Brücken Dresdens - insbesondere an den zwei Problembrücken - Blaues Wunder und Nossener Brücke?
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