Description
Vortrag Marc Siegel: Vinge/Müller und das ideologische LeitungswasserVom 12-Spartenhaus (2013) bis zum Nationaltheater Reinickendorf (2017) führten die norwegisch-deutschen Künstler*innen Vegard Vinge und Ida Müller eine gründliche Kritik an der Institution des deutschen Staatstheaters durch. Obwohl diese Institutionskritik in diesen beiden extravaganten Produktionen recht deutlich wurde, war sie auch in früheren Arbeiten wie John Gabriel Borkman(2011) und Die Wildente (2009-10) präsent, in denen Vinge/Müller bereits alles in Frage stellten, von der Werbung, der Kommunikation mit der Presse, den Kartenpreisen, der Probenzeit bis zur konventionellen Länge eines Theaterabends und vieles mehr. Kritische Rezensionen ihrer Arbeit konzentrierten sich verständlicherweise auf ihre radikale Überarbeitung von Ibsen und die spektakuläre Innovation ihrer Bühnenästhetik – die obsessiv handbemalten Papp- und Holz- Konstruktionen, die maskierten Darsteller*innen, die akustischen Collagen. Vinge/Müllers Überarbeitung der Institution Theater geht aber über das hinaus, was sich auf der Bühne abspielt. Es geht um das ideologische Leitungswasser selbst.Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise der Demokratie westlicher Prägung, auf die vielerorts die Rückkehr zu autoritären Herrschaftsformen und Strukturen antwortet, lädt die Ringvorlesung Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus dem Umkreis des Theaters und der Performance sowie der mit ihnen beschäftigten Wissenschaften dazu ein, sich über das Verhältnis von Theater und Demokratie Gedanken zu machen. Dabei sollen einerseits die gegenwärtigen Probleme und Krisen der klassischen Vorstellungen von Demokratie reflektiert werden: Die nur global zu lösenden Probleme Migration, Erderwärmung und ökonomische Monopolisierung, die mit der Globalisierung verbundene Entwertung der alten Akteure und Institutionen, etwa der Nation und ihres Parlaments, die Erkenntnis der Mitverantwortung des Westens und seiner Wirtschaftsordnung an einer großen Zahl der gegenwärtigen Probleme. Andererseits soll aber auch gefragt werden, welcher Mensch oder welches Subjekt auf die so beschriebenen Herausforderungen wird antworten können?
Frank Häusermann, geboren 1992, absolvierte von 2010 bis Sommer 2012 die Schauspiel-Ausbildung von Theater HORA und ist seitdem festes Ensemblemitglied. Mit Jérôme Bels Produktion DISABLED THEATER wurde Theater HORA 2012 als eine der zehn besten Inszenierungen zum Berliner Theatertreffen...
Published 06/14/23
Lisa Lucassen ist Gründungsmitglied des Performance-Kollektivs She She Pop. In diesem Zusammenhang hat sie zahlreiche Produktionen vom Konzept über Textentwicklung, Proben, Kostümherstellung, Bühnenbildentwurf, technische Einrichtung bis zur Abrechnung begleitet. Und in den meisten Stücken der...
Published 06/14/23