Mitmenschlichkeit ist das, was zählt – singt Wolfgang Ambros. Nicht alles zum Wettbewerb machen, nicht überall einen Preis draufkleben. Diese Sicht führt dazu, dass es auf einmal brauchbare und unbrauchbare Menschen gibt. Der Wert eines Menschen sollte nichts mit Leistungsfähigkeit, Aussehen oder Herkunft zu tun haben. Aber wir haben diese Gedanken in der Arbeitswelt, in den sozialen Medien und anderswo – es entsteht das Gefühl: ich muss mich ständig verschönern, schneller werden stärker werden, besser werden auf gar keinen Fall zu bleiben, wie ich bin.
Wolfgang Ambros singt – ich möchte ein Mensch BLEIBEN und genau dieses so bleiben wie ich bin ist wichtig – eben bleiben nicht irgendwas werden um dann wertvoll zu sein. Erstmal bin ich so richtig wie ich bin und mein Menschsein ist unbedingt, ich muss keinen Bedingungen oder Vorgaben erfüllen, um ein Mensch zu sein.
Das hört sich erstmal alles normal an. Aber an vielen Stellen verschiebt sich das gerade. An immer mehr Stellen werden elementare Menschenrechte relativiert und zum Beispiel nationalen oder wirtschaftlichen Interessen untergeordnet.
Im Podcast ist Judith Kohlenberger dabei, sie zeigt, wie eng unsere gesellschaftlich drängenden Probleme mit den Fragen von Migration und Flucht verknüpft sind. An den Grenzen der Europäische Union wird sich mehr und mehr von einem Konsens der Menschlichkeit verabschiedet, der auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust folgte. Dieser Verlust von Menschlichkeit erreicht als zunehmende Härte und Abnahme der Mitmenschlichkeit zusehends auch das Innere unserer Gesellschaft und unseres Alltags.
Judith Kohlenberger erkennt in unserer Gesellschaft eine neue Härte, ein Grund dafür sind die „Grenzen der Gewalt“ Ihr Buch mit dem Titel hat den Untertitel „Wie Außengrenzen ins Innere wirken“. Anstatt immer mehr Härte, mehr Abschiebungen und höhere Zäune einzuführen appelliert Judith Kohlenberger für mehr Demokratie und Menschlichkeit. Gemeinsam möchte sie gegen Grenzgewalt vorgehen und die Gewalt begrenzen, nicht die Menschlichkeit. Wenn wir es dulden, dass unter bestimmten Voraussetzungen die Menschlichkeit nicht mehr gilt, oder, dass Flüchtlinge weniger Schutz ihres Lebens verdienen, dann verliert die Menschlichkeit als Ganzes ihren Wert, insofern ist dieses alte Lied von Wolfgang Ambros hochaktuell.
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