W. v. Humboldt »Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues«
Description
Unser Text ist der Einleitung einer Abhandlung über die sogenannte Kawi-Sprache malayischer Volkstämme entnommen: »Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts«, 1836 erstmals veröffentlicht. Diese Einleitung glaubt Humboldt, „allgemeineren Betrachtungen widmen zu müssen“.
Er entdeckt eine rätselhafte Zwischenstellung der Sprache zwischen Subjektivität und Objektivität, zwischen Unverfügbarkeit und Gemachtheit durch den Menschen. »Sie bedienen sich ihrer, ohne zu wissen, wie sie dieselbe gebildet haben.« Das Sprechen verleiht dem Menschen die Möglichkeit seines Denkens auch »in abgeschlossener Einsamkeit«: Der klingende Laut, der von uns ausgesprochene Gedanke, dringt in unser Gehör zurück, das Sprechen eines Subjekts wird für es selber zum Objekt, ohne die Sphäre der Subjektivität zu verlassen.
Humboldts Abhandlung weist bis weit ins zwanzigste Jahrhundert voraus: hier finden sich eine Art Dialektik des Verstehens und Nicht-Verstehens sowie fundamentale Einsichten zur Weiterentwicklung der Hermeneutik; nicht zuletzt sind auch Grundzüge des Heideggerschen Sprachgeschehens in diesem Text präfiguriert.
Im »Phaidros«, einem der schönsten Dialoge Platons, hält Sokrates eine lange Rede über die Seele und den Eros: Nachdem sein Gesprächspartner Phaidros eine Rede des Logographen Lysias vorgelesen hatte, in der die Liebe als etwas Schädliches für den Geliebten zur Darstellung kommt, hat sich...
Published 08/18/06
Als »die Kunst, die Rede eines andern richtig zu verstehen« (HL 7/8) faßt der Theologe Friedrich Schleiermacher den Begriff der allgemeinen Hermeneutik, welche von ihm zuerst entwickelt wurde. Schleiermacher hat seine hermeneutischen Arbeiten zu Lebzeiten nie veröffentlicht; erst 1836 wurden sie...
Published 07/01/06