Description
Heute sind wir an einem Ort, wo man Kalorien abbauen kann - wenn man schwimmen geht - oder sich welche zuführen: Im Restaurant „Seepferdchen“, dem Bistro im Berliner Kombibad Seestraße. Zu Gast bei uns ist der Chef, Ersan Gümüsboga, der das Bistro nicht nur jetzt im Winter betreibt, sondern auch im Sommer die zahllosen hungrigen Badegäste mit Pommes, Cola und anderen Snacks versorgt.
Seit 20 Jahren macht Ersan das jetzt schon - und das offenbar immer noch gern. Schließlich könne er hier in Badelatschen zur Arbeit gehen, scherzt er, und im Gegensatz zu seinem früheren Job in einem Moabiter Zeitungsladen muss der gelernte Schweißer und Schlosser auch nicht so früh aufstehen.
Ohne Frage trotzdem ein hartes Geschäft, dem er da nachgeht, auch wenn Ersan einen sehr entspannten Eindruck macht. Im Winter läuft das Ganze recht gut, erzählt er, von 11 bis 20 Uhr (am Wochenende 10-17 Uhr) sind mehr oder weniger immer Gäste da, die sich nach oder vor dem Schwimmen nochmal stärken wollen.
Und: In den Wintermonaten kann man den Laden am Wochenende abends auch mieten - für ein Geburtstags-, Weihnachts- oder Hochzeitsfest oder was immer man zu feiern hat, 90 bis 100 Gäste haben hier locker Platz. Und das Ambiente ist besonders für Schwimmliebhaber:innen großartig: Die Längswand des Bistros ist aus Glas, während unseres Gesprächs schauen wir auf die Nichtschwimmer, direkt dahinter das 50-Meter-Becken, so sind wir fast mittendrin in der Schwimmhalle. Für uns jedenfalls eine herrliche Aussicht!
Der Winter ist für Ersan Erholung. Im Sommer dagegen kommen bis zu 12.000 Menschen an einem Tag ins Freibad Seestraße - und fast alle sind hungrig. Da hilft nur: ruhig bleiben, sagt der Chef und schmunzelt. Natürlich sei das stressig und laut, und manchmal gehe es auch etwas rabiat zu, vor allem, wenn die Leute in der Hitze mal länger warten müssen - aber dass im Freibad ständig Randale sei, wie es im letzten Sommer mal wieder hieß, kann er nicht bestätigen.
Dabei liegt das Schwimmbad mitten im Wedding und ähnlich wie in Neukölln sind auch hier sehr viele Jugendliche zu Gast, bei denen das Testosteron immer mal wieder in die Höhe schießt. Und doch liest man praktisch nie von Auseinandersetzungen im Schwimmbad an der Seestraße. Ob das auch an Ersan liegt, der seine Pappenheimer genau kennt und weiß, wie er mit ihnen umgehen muss - das würde der türkeistämmige Bistro-Chef so nie behaupten. Er weiß einfach, dass besonders muslimische Jungs ihm mit großem Respekt begegnen - weil er selber Muslim ist. Ersan-Abi eben.
Und er kann auch nicht bestätigen, dass es in den letzten Jahren schlimmer geworden sei, die Jugendlichen schlechter erzogen oder brutaler. „Starke Affen“, wie Ersan sie nennt, habe es früher genauso gegeben wie heute. Mit 18, 19 kämen sie dann langsam zu Vernunft. Daran habe sich nach seiner Erfahrung nichts geändert. Und vieles werde einfach völlig überzogen dargestellt - und meist gar nicht so wild.
Ersan hat viele Menschen im Schwimmbad aufwachsen sehen und freut sich über jeden, der auch als Erwachsener noch kommt. „Das ist eine Gemeinschaft, man kennt sich einfach. Fast wie eine Familie.“ Selber schwimmen geht er allerdings selten - leider, wie er sagt. Aber auch da bleibt er entspannt.
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https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-hallenbad/
https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-sommerbad/
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