Description
Heute geht es um den beeindruckenden Versuch, einem alten Schwimmbad wieder Leben einzuhauchen - und das ganz ohne Wasser. Das Hubertusbad in Berlin-Lichtenberg ist ein genialer Ort mit Option auf mehr, davon waren wir bei unserem Besuch an einem warmen Juni-Sonntag jedenfalls auf Anhieb überzeugt. Anlass war die Ausstellung „Stadbad reloaded“, die zur Zeit in dem 96 Jahre alten Schwimmbad stattfindet: Über 150 digitale Kunstwerke auf über 150 Tablet-Bildschirmen, von mehr als 30 Künster:innen aus aller Welt - im Foyer, in den Duschen, an und in den Umkleidekabinen und sogar in den Toiletten.
Dabei ist das Bad schon selbst ein Kunstwerk. Erbaut in den 1920er Jahren, im Stil des Expressionismus mit Jugendstil-Elementen, mit einem Schwimmbecken für Frauen (20 Meter lang) und einem Schwimmbecken für Männer (25 Meter lang), jeweils in einer eigenen Halle. Dazwischen: Die Wannen- und Brauseabteilung, wo sich Menschen einfach nur waschen und baden konnten, weil sie in der eigenen Wohnung oft keine Möglichkeit dazu hatten.
Das Schwimmbad hat eine wechselvolle Geschichte. Vereine schwammen hier, Rettungsschwimmer wurden ausgebildet und sogar Wettkämpfe fanden hier statt, was man sich kaum vorstellen kann, weil die Becken auf der einen Seite zwar 3,50 Meter, auf der anderen Seite allerdings nur 50-70 Zenttimeter tief sind. Und doch - Anfang der 90er Jahre war Schluss mit dem Hubertusbad. Wasseraufbereit und Heizungsanlage funktionierten nicht mehr, Baumängel und Geldmangel taten ihr übriges. Allerdings - das Gebäude stand und steht unter Denkmalschutz, einfach abreißen also unmöglich. Die erneute Nutzung als Schwimmbad allerdings auch nicht - obwohl sich zahlreiche Initiativen dafür immer wieder einsetzten.
Bis 2016 der Berliner Senat beschloss, dass das Hubertusbad zwar trocken bleibt, aber als Veranstaltungsort und Begegnungszentrum genutzt werden soll. Und wir müssen sagen - der erste Teil der Sanierung ist einfach wirklich toll geworden. In der Frauen-Schwimmhalle wurde aufgeräumt und der alte Zustand liebevoll konserviert. So lässt sich der Glanz der alten Zeiten nach vielen Jahren des Stillstands heute wieder erahnen, wir haben das Gefühl, wir sind auf Zeitreise: Ein Holzboden, der über das Beckengezogen wurde, lädt mit dicken Kissen zum Verweilen ein. Von hier aus schweift unser Blick über die zahlreichen Umkleidemöglichkeiten, die sich rund um die Schwimmbecken im Erdgeschoss und auf der Galerie verteilen. Dahinter der so genannte Stiefelgang, nach vorn führt der Weg aus der Kabine direkt in den Badebereich. Fun fact: Vor dem Schwimmen musste eine Körperreinigung ohne Badekleidung vorgenommen werden, und das wurde von den Badefrauen dort such stichprobenartig kontrolliert. Heute kaum vorstellbar!
Die Ausstellung, die Kunstwerke auf den Tablets nehmen die Umgebung auf, spielen mit ihr, spinnen die Geschichte weiter oder kehren sie um, manchmal entrückt, manchmal detailverliebt, manchmal verstörend. Der Kurator Dennis Peqas, selbst Lichtenberger, hat die Ausstellung allein finanziert, über 20.000 Besucher:innen haben sich seit Ende Februar hier inspirieren lassen.
Auch wir sind einfach nur begeistert - vor allem, weil wir die noch unsanierte „Männerhalle“ zwar nicht betreten, durch durchsichtige Plexiglawände aber reinschauen dürfen. Als Ausstellungsort ist das alles eine Wucht, als Veranstaltungsort aber auch - hier tanzt man wahrhaftig auf dem Boden der Vergangenheit. Wir finden übrigens, die Ausstellung ist ein super Ort für ein erstes Date. Hier gibt es so viel zu entdecken, dass man gleich merkt, ob man auf einer Wellenlänge schwimmt …
Mindestens bis Ende Juli ist „Stadtbad reloaded“ auf jeden Fall noch geöffnet, immer von Donnerstags bis Sonntags von 12 bis 22 Uhr.
https://www.stadtbadreloaded.de/
https://docs.google.com/document/d/e/2PACX-1vQ8TyEj3vSNCK7Ne2ULT0E3cKdwa5LI3zlLx0bOK9VahkR2C7uf750_hd2vfIlaJOGWEjQrnhAlmrQr/pub
https://swim.de/aktuell/szene/lost-places-in-be
Wir haben es getan. Und uns getraut. Wir machen den Rettungsschwimmer in Silber! Jedenfalls geben wir uns größtmögliche Mühe, es zu schaffen. Die Theorie war ja noch ganz witzig, so gemütlich auf unseren Stühlen sitzend - allerdings hat uns da auch schon manches ganz schön vom Hocker gehauen....
Published 11/13/24
Wir haben Petra im Frühjahr schon einmal besucht, damals war sie seit über 1000 Tagen täglich schwimmen. Hat sie das durchgehalten? Und was hat sie dabei Neues kennengelernt? Das wollten wir diesmal von ihr wissen. Allerdings haben wir sie nicht beim Schwimmen befragt - das war uns zu früh, Petra...
Published 11/06/24