Folge 75: Der Kronprinz
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Diesmal führt uns der Weg mal wieder ins tiefste Neukölln, in das Kombibad Gropiusstadt. Da waren wir letztes Jahr schon mal, an einem sehr heißen Sommertag, in einem vollem, aber ausgesprochen friedlichen Bad mit einer Bademeister-Crew, die freundlich, aber bestimmt die Lage jederzeit im Griff hatte. Seit diesem Jahr ist Sven Kraatz der Chef dieser Crew, also Leiter des Kombibads. Er begrüßt uns mit festem Händedruck und von der ersten Sekunde ist klar - er hat sehr großen Spaß an seiner Arbeit. Und dass es an diesem Tag immer wieder regnet und nur drei Menschen im Schwimmbecken ihre Bahnen ziehen, ist für ihn fast ein bisschen langweilig. Was womöglich auch daran liegt, dass er praktisch im Schwimmbad aufgewachsen ist: Sein Vater war viele Jahre Leiter im Kreuzberger Prinzenbad. Und der Sohn ebenfalls dort, wann immer er Zeit hatte. Und irgendwann stellte er dann fest - das will ich auch. Also machte seine Ausbildung als Fachangestellter für Bäderbetriebe, 2014 war er fertig und hatte seinen ersten Einsatz - im Prinzenbad! „Das war das erste richtige Jahr für mich und das letzte Jahr für meinen Vater“, erzählt er uns. Und die beiden hatten offensichtlich Spaß gemeinsam am Beckenrand - von Generationenkonflikt keine Spur. Sein Vater war eine Größe im Prinzenbad, man kannte ihn in Kreuzberg, den Erhard Kraatz, eine Respektsperson. Auch Sven findet ihn cool, fachsimpelt mit ihm immer noch gern am Abendbrottisch, sodass es seiner Frau auch schon mal zu viel wird. Beim Fachangestellten wollte Sven es dann aber doch nicht belassen, Vater hin oder her. Also machte er an der Akademie Saarbrücken seinen Meister und übernahm im Juni 2021 die Leitung der Schwimmhalle Sewanstraße - mit bis zu 20 Mitarbeitenden, Standortplanung, Aus- und Weiterbildung, Einkauf und alles, was dazu gehört. Drei Jahre später nun also der nächste Schritt - die Leitung eines Ganzjahresbades, Halle und Freibad, mit den unterschiedlichsten Bedingungen und Erwartungen, je nach Jahreszeit und Kundschaft. Für Sven, wie er sagt, eine tolle Herausforderung. Sein Ziel ist es, dass er nicht unvorhergesehen schließen muss - und dass die Gäste sich wohl fühlen. „Die Leute kommen doch hierher, um Spaß zu haben und sich zu entspannen“, sagt er. „Und das sollen sie auch können!“. Deshalb freut er sich auch schon auf das Sportangebot, das es demnächst auf dem Gelände des Kombibads das ganze Jahr über geben soll, von Volleyball bis Tischtennis. Außerdem will er, wenn es nicht ganz so voll ist, im Sommerbad zwei Bahnen abtrennen - „damit auch die sportlichen Schwimmer Lust haben vorbeizukommen!“. Nur länger öffnen als bis 20 Uhr kann er im Sommer leider nicht: „Wir haben hier draußen keine Beleuchtung - das wäre einfach zu gefährlich!“. Seine Geschichte, sagt Sven, sei übrigens keine Besonderheit. Bei den Berliner Bäderbetrieben gäbe es viele Familien in zweiter und dritter Generation. Mit seinem Sohn übt er auch schon die Abendroutine - allerdings nur zuhause. Der kleine Mann ist erst zweieinhalb und muss das Schwimmen erst noch erlernen. Aber wer weiß?
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