“Anfangs war ich noch total begeistert über das Format, mittlerweile muss ich aber leider sagen, dass die negativen Aspekte die positiven überwiegen. Allein schon der Name „Eine Stunde History“ ist irreführend, da sich die meisten Folgen nicht mal ansatzweise der Laufzeit von 60 Minuten nähern - kaum angeklickt und schon wieder vorbei. Dabei geht die Wissensvermittlung meistens auch nicht über das hinaus was mal als Geschichtsinteressierter eh schon weiß - und das sollte ja schließlich die Zielgruppe sein.
Ich will das mal an einem Beispiel festmachen:
Jüngst ging es in einer Folge über die Berliner Luftbrücke. Tolles Thema würde man meinen. Trotzdem schafft es die Sendung ziemlich wenig da raus zu holen.
Nicht nur, dass die Folge gerade mal 34 Minuten geht, auch die Aufbereitung ist eher mangelhaft. Der etablierte, hauseigene Experte kommt wie immer zu kurz, stattdessen verbrät man Laufzeit mit einer höchst klischeehaften, nahezu offen rassistischen schauspielerischen Darbietung von zwei amerikanischen Piloten, die Berlin anfliegen. „Hey Billy, let’s go to Berlin“ - das ist ungefähr der Wortlaut - welcher darüber hinaus den peinlichsten, grauenhaftesten und wie gesagt klischeehaftesten „amerikanischen Dialekt“ hat, den man sich vorstellen kann. Diese oft zwanghaften Einspieler, die meist durch lächerliche Nachahmung anderer Sprachen bzw. Dialekte auffallen, seien mal dahingestellt, wenn doch dann wenigstens der Rest der Qualität stimmen würde, doch leider weit gefehlt.
Über das eigentliche Event werden meistens gerade mal um die 10-20 Minuten verloren, da könnte man auch glatt die ersten Zeilen des Wikipedia-Eintrags lesen und wäre im Zweifelsfall dadurch besser informiert. Aber wie gesagt die Zielgruppe sollten ja eigentlich Geschichtsinteressierte sein, da hilft es leider wenig, dass mir die weiteren Gäste unter anderem etwas über die Berliner Mauer erzählen wollen. 1) ja stellt Euch vor ich weiß auch als junger Mensch, der nach dem Mauerfall geboren wurde, dass es eine solche gab und 2) wo liegt denn Bitteschön der direkte kausale Zusammenhang zwischen den beiden Events, die über 10 Jahre auseinander liegen? Ja klar, beides sind Symbole für den Kalten Krieg und den Ost-West-Konflikt, aber bitte macht doch aus sowas eine neue Sendung! Da würde man früher in der Schule auch keine gute Note in der Klausur bekommen, wenn nach der Luftbrücke gefragt wird und man schreibt was hin über den Mauerbau!
So ist es aber ständig bei „1er Stunde History“: Das eigentliche Thema wird meist nur noch als Aufhänger genommen, um über etwas ganz anderes zu sprechen und oftmals wird nahezu zwanghaft versucht, sowas wie einen Aktualitätsbezug herzustellen. Da wird dann die letzten 10 Minuten das Thema behandelt, welche Rolle die Luftbrücke noch für die Menschen im heutigen Berlin spielt. Ja genau stimmt, die Meinung über 70 Jahre später der Berliner über das Ereignis interessiert mich brennend!
Wie gesagt, das war nur ein versinnbildlichtes Beispiel über die abnehmende Qualität des Podcasts. Zusammenfassend lässt sich sagen, mich stört das immer wiederkehrende Abschweifen vom eigentlichen Thema, dem eh schon meist eine geringe Zeit eingeräumt wird.
Deshalb habe ich schweren Herzens diese Rezension geschrieben, vielleicht ändert sich mal was und ich habe den Podcast deabonniert, obwohl ich über zwei Jahre begeisterter Hörer war.”
Herr der Erlen via Apple Podcasts ·
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07/06/18