S03E05 | Energie aus dem Wald: Auslaufmodell oder wichtiger Baustein der Klimaneutralität?
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Mehr als die Hälfte, nämlich 55 Prozent, der Erneuerbaren Energien in Österreich stammen von biogenen Energieträgern. Dabei spielt Holz wiederum eine wesentliche Rolle, es ist zu rund 80 Prozent die Quelle der Bioenergie. Bioenergie ist dabei nicht nur in Österreich bedeutend, sondern in der gesamten EU (ca. 65 Prozent Bioenergie) und auch auf globaler Ebene (ca. 75 Prozent Bioenergie). Kasimir Nemestothy, in der Landwirtschaftskammer Österreich zuständig für Energie, und Lorenz Strimitzer, Leiter des Centers Nachwachsende Rohstoffe und Ressourcen bei der Österreichischen Energieagentur, sind sich im Gespräch mit Christoph Dolna-Gruber daher einig, dass das Ziel der Klimaneutralität nur mit der optimale Nutzung von Bioenergie erreicht werden kann und dabei vor allem auch Holz wesentlich ist. Dennoch ist immer wieder auch Kritik zu vernehmen: Gibt es genug Wald? Sind Holzöfen nicht CO2- und Feinstaubschleudern? Und gehen so genannte Senken verloren - also die Fähigkeit eines Waldes, über Photosynthese CO2 aus der Luft zu filtern und für das Pflanzenwachstum einzusetzen, in dem Kohlenstoff im Holzkörper gespeichert wird? In Österreich werde der Holzvorrat nicht verbraucht, es werde lediglich mit dem jährlichen Holzzuwachs gearbeitet, betont Nemestothy. Zum einfacheren Verständnis könne man hier das Bild von Eigenkapital und Zinsen heranziehen: Der Holzvorrat der österreichischen Waldbesitzer*innen sei das Eigenkapital, der jährliche Holzzuwachs sind die Zinsen. In Summe verwende man nicht einmal diese Zinsen zur Gänze. „Es gibt in der EU jetzt schon Länder, die deutlich mehr als 30 Prozent Erneuerbare Energie im System haben. Alle, die Vorreiter sind, sind Forstwirtschaftsländer. Gleichzeitig haben sie ihre Waldfläche ausgeweitet und ihren Holzvorrat gesteigert“, entgegnet Nemestothy Kritiker*innen. In Summe seien seit 1990 im Schnitt ungefähr 400 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre in die Waldbestände der Europäischen Union aufgenommen worden. Zudem weist Nemestothy darauf hin, dass man mit Holz und Biomasse die im Sommer gespeicherte Sonnenenergie relativ einfach in den Winter transferieren können – denn gerade das sei bei Strom aus Sonnen- oder Wasserkraft eine Herausforderung. Abschließend betont der Experte: „Es braucht effiziente, regionale Versorgungskonzepte. Die Menschen in der Region müssen etwas davon haben – bei Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und Energieversorgung.“
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