Episode 4: Vom Aal zum Ich - Spuren von Freuds frühen physiologischen Arbeiten in der Methodik der Psychoanalyse
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Fast zwanzig Jahre lang verfolgte Sigmund Freud die Ambition, Karriere als Forscher im Feld der Physiologie und Neurologie zu machen. Seit den biographischen Texten Siegfried Bernfelds aus den 1940er Jahren sind Freuds früheste wissenschaftliche Arbeiten am Physiologischen Institut der Universität Wien unter Ernst Brücke und am gehirnanatomischen Labor Theodor Meynerts am Wiener AKH bekannt, der Einfluss der Physiologie und Neurologie auf Freuds spätere Arbeiten als Nervenarzt und Psychotherapeut sind jedoch bis heute umstritten. In diesem Vortrag wird die These vertreten, dass sich eine methodologische Kontinuität zwischen der Physiologie des 19. Jahrhunderts, in der Freud akademisch sozialisiert wurde, und der Technik der Psychoanalyse als Forschungs- und Behandlungsinstrument rekonstruieren lässt: Hier wie dort wurde das methodische Leitbild verfolgt, unsichtbare Strukturen durch eine lehrbare Methode stabil und dauerhaft zum Vorschein zu bringen. Im Anschluss an den Literaturwissenschaftler Carlo Ginzburg wird diese Technik des „Spurenlesens“ als disziplinübergreifendes, epistemologisches Schema begriffen, welches sich um die Jahrhundertwende besonders in den Humanwissenschaften großer Beliebtheit erfreute und einen Gegenpol zur Methodologie der Experimentalpsychologie darstellte.
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