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Nach der Wiedervereinigung der deutschen Hauptstadt Berlin werde man mit dem Helikopter vom Flughafen Tempelhof nach Schönefeld fliegen und von dort in die Welt aufbrechen – dachte man sich 1956 in der DDR. Nun ist es anders gekommen. Tempelhof ist eine Brache, Tegel wurde geschlossen, im Osten entstand der BER – und nicht alles aus DDR-Zeiten ist schlecht. Ein Essay von Dr. Annette Vowinckel. Der Verfasserin leitet die Abteilung „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ am...
Published 12/02/20
Vor fast fünfzig Jahren wurde Joe Biden zum ersten Mal in den Senat gewählt. Seither hat er mehrfach vergebens versucht, in das höchste Staatsamt der Vereinigten Staaten zu gelangen. Würde der Demokrat am Dienstag die Präsidentenwahl gewinnen, geböte er über ein Land und eine Partei, die sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert haben – und er sich mit ihnen. Ein Essay von Professor Dr. Stephan Bierling. Der Verfasser lehrt Internationale Politik und Atlantische Beziehungen an der...
Published 11/03/20
Die Parteiführungen von CDU, CSU und SPD wollen das Bundestagswahlrecht ändern. Ihr Vorschlag zur „Dämpfung“ der Zahl der Abgeordneten ist jedoch wenig wirksam. Überdies ist er verfassungsrechtlich problematisch und demokratiepolitisch prekär. Ein Essay von Professor Dr. Florian Grotz und Professor Dr. Friedrich Pukelsheim. Florian Grotz lehrt Politikwissenschaft an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg. Friedrich Pukelsheim ist emeritierter Professor für Mathematik der...
Published 10/21/20
Abgeriegelte Grenzen, Hamsterkäufe, Ausgangssperren, alleingelassene Sterbende, Angstzustände, Aufstände, Wutbürger, Stigmatisierung des Fremden, leere Staatskassen und wilde Verschwörungstheorien: Was wir von einem Blick in das Jahr 1831 lernen können, als eine aus Asien kommende Seuche Preußen in die Krise stürzte. Ein Essay von Professor Dr. Birgit Aschmann. Die Verfasserin lehrt Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität Berlin. Daniel Deckers,...
Published 10/15/20
Die Gewaltmaschine der Ost-Diktatur? Wurde zusehends aus der Öffentlichkeit hinauskomplimentiert, weggeblinzelt im medialen Beliebigkeits-Sprech und dem ungestillten Bedürfnis der Konsenskultur Ost nach Verdrängung. Über deutsch-deutsche Echokammern im Jahr 30 der Einheit. Ein Essay von Ines Geipel. ----- Die Verfasserin ist Schriftstellerin. Zuletzt veröffentlichte sie „Umkämpfte Zone. Mein Bruder, der Osten und der Hass“. Daniel Deckers, Politikredakteur der F.A.Z. und dort verantwortlich...
Published 10/03/20
Erwachsene, die in ihrer Kindheit sexuell gequält und gefoltert wurden, überleben oft nur deshalb, weil sie ihr Ich in unterschiedliche Persönlichkeiten aufgespalten haben. Verstanden werden Personen mit einer dissoziativen Identitätsstörung aber nur selten. Ein Essay von Heike Schmoll. ----- Die Verfasserin ist politische Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) in Berlin. Daniel Deckers, Politikredakteur der F.A.Z. und dort verantwortlich für das Ressort „Die...
Published 09/29/20
Weder war es selbstverständlich, dass Helmut Kohl 1982 Bundeskanzler wurde. Noch, dass der CDU-Politiker es bis 1998 blieb. Als er abtrat, war die Zeit über ihn hinweggegangen. Doch als er 1976 das erste Mal antrat, war das Scheitern nicht das Ende, sondern nur Anfang. Ein Leben als Lehrstück über Politik und Politiker. Ein Essay von Günter Bannas. ----- Der Verfasser war bis zum Frühjahr 2018 Leiter der Parlamentsredaktion der F.A.Z. in Berlin. Dem Essay liegt ein Beitrag zugrunde, der in...
Published 08/24/20
Vor genau 150 Jahren wurde während des I. Vatikanischen Konzils eine Behauptung als von Gott geoffenbarte Wahrheit ausgegeben, die bis dahin ausdrücklich als falsch gegolten hatte: dass der Papst allein, ohne Rückbindung an den einmütigen Konsens der Bischöfe und die Glaubensüberzeugung der ganzen Kirche, unfehlbare Entscheidungen fällen könne. Ein nachgerade klassisches Beispiel für Identitätssicherung durch „invention of tradition“. Ein Essay von Professor Dr. Dr. h. c. Hubert Wolf. Der...
Published 08/10/20
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert hat sich der Terrorismus in vier einander überlappenden Wellen von je etwa vierzig Jahren Dauer entwickelt. Wenn sich das Großeltern-Enkel-Muster fortsetzt, müsste die fünfte Welle wieder auf Systemkritik basieren – diesmal als Reaktion auf die Globalisierung. Das Erstarken von antiliberalen bis hin zu rechtsextremen Kräften ließe sich damit erklären. Ein Essay von Dr. Carolin Görzig. Die Verfasserin leitet die Forschungsgruppe „Wie ,Terroristen‘ lernen“...
Published 08/05/20
Seit zehn Jahren wird Angehörigen und Opfern des Love-Parade-Unglücks eine umfassende amtliche Aufarbeitung verweigert. Weder wurde ein Sonderermittler eingesetzt noch ein Untersuchungsausschuss. Der 44 Seiten umfassende Beschluss, mit dem das Landgericht Duisburg den Prozess Anfang Mai einstellte, ist voller Widersprüchlichkeiten und Verzerrungen, die vom Kern des Skandals ablenken: Wie war es möglich, dass die Genehmigung für eine Massenveranstaltung erteilt wurde, bei der sehenden Auges...
Published 07/28/20
Niemand hatte sich so gründlich auf seine Mission vorbereitet wie die deutschen Kommunisten in Moskau. Die „Brigade Ulbricht“ war programmatisch und organisatorisch allen anderen Kräften überlegen. Im Juli 1945 war Ost-Berlin fest in ihrer Hand. Ein Essay von Dr. Jochen Staadt.
Published 07/22/20
Krisenhafte Entwicklungen hat es in Europa schon lange gegeben. Jetzt sollten wir die Corona-Pandemie dazu nutzen, uns zu fragen: Was haben wir in der Vergangenheit übertrieben? Wo sollten wir maßvoller werden? Was können wir für die Zukunft besser machen? Identitäten sind nicht in Stein gemeißelt, sie können sich als Resultat gemeinsam bestandener Bewährungsproben verändern. Ein Essay von Dr. Wolfgang Schäuble. Der Autor ist Mitglied der CDU und Präsident des Deutschen Bundestages. Daniel...
Published 07/13/20
Die medizinische Erfolgsgeschichte, die Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Kampf gegen die Pocken begann, war von Anfang an immer auch ein politisches Thema. Es geht um Zwang - und um die Frage, was am besten gegen Infektionskrankheiten hilft. Ein Essay von Professor Dr. Robert Jütte. Der Autor ist Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart. Daniel Deckers, Politikredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dort verantwortlich für das Ressort...
Published 07/07/20
75 Jahre CDU zeigen zweierlei: Da ist ein tiefer Drang, Verantwortung zu übernehmen, der Wille zum Gestalten und Regieren im Jetzt – denn nur so kann eine Partei ganz konkrete Probleme lösen. Und es gibt eine starke visionäre Kraft, den Willen, nicht einfach im Hier und Jetzt stehenzubleiben und ängstlich irgendwie den Status quo zu verteidigen, sondern eine glückliche Zukunft zu gestalten. Ein Essay von Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Autorin ist Vorsitzende der CDU und Bundesministerin...
Published 06/26/20
Vor genau achtzig Jahren begann die sowjetische Okkupation Litauens, Lettlands und Estlands. Was damals geschehen ist, sorgt heute für neue politische Konflikte, weil Russland die Legende vom freiwilligen Beitritt der drei Länder zur Sowjetunion wieder aufleben lässt. Die Geschichte des Einmarsches in drei Länder, die sich in einer aussichtslosen Lage befanden. Ein Essay von Professor Dr. Joachim Tauber.
Published 06/22/20
Das EZB-Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat ein ungelöstes Problem akut gemacht. Andere Konflikte über die richtige Verfassung der EU waren schon zuvor ausgebrochen oder harren ihrer Austragung. Sie auf die Spitze zu treiben und markante Entscheidungen zu suchen wäre der falsche Weg. Ein Essay von Professor Dr. Dr. Udo Di Fabio.
Published 06/18/20
Das Kriegsgedenken in Russland war mit seinen monumentalen Denkmälern und Paraden immer eine staatliche Inszenierung. Aber es war stets auch sehr viel mehr: Wie sich die Bedeutung des 9. Mai 1945 über die Jahrzehnte gewandelt hat. Ein Essay von Dr. Mischa Gabowitsch.
Published 06/08/20
Vor hundert Jahren wurde der Vertrag von Trianon unterzeichnet, durch den Ungarn zwei Drittel seines Territoriums verlor. Das Land sah sich als unschuldiges Opfer der Siegermächte des Ersten Weltkriegs. Aber war es das auch? Ein Essay von Georg Paul Hefty.
Published 06/04/20
„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Dieser Satz aus Psalm 90 hat für viele Menschen neue lebensweltliche Plausibilität gewonnen. Die Corona-Krise zwingt uns zu der Einsicht, dass auch unser modernes Leben gefährdet und bedroht ist von Kräften, die stärker sind als all unsere medizinische Kompetenz und unser vieles Geld. Ein Essay von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.
Published 05/25/20
Vor hundert Jahren wurde Karol Wojtyla geboren. Als Papst Johannes Paul II. schrieb er zwischen 1978 und 2005 Weltgeschichte. Doch die Geschichte des ersten Polen auf dem Stuhl des Bischofs von Rom ist längst noch nicht geschrieben.
Published 05/18/20
Auch fünfzig Jahre nach ihrer Gründung und gut zwanzig Jahre nach ihrer Selbstauflösung ist die "Rote Armee Fraktion" nicht Geschichte. Noch immer sind zahlreiche Morde nicht aufgeklärt. Auch die Propaganda der RAF verdient eine eingehende Analyse. Ein Essay von Dr. Harald Bergsdorf.
Published 05/13/20
Die amerikanischen Qualitäts-Medien stehen angesichts der Corona-Pandemie vor einem Dilemma: Um Ausgewogenheit zu dokumentieren, müssen sie auf Desinformationskampagnen reagieren. Wer profitiert? Ein Essay von Professor Dr. Jan-Werner Müller.
Published 05/04/20
Die Erfolgsgeschichte der europäischen Einigung, die bald nach dem Zweiten Weltkrieg begann, ist schon längst in eine Krisengeschichte der Europäischen Union umgeschlagen. Doch ausweglos ist diese Krise nicht. Ein Paradigmenwechsel tut Not. An die Stelle eines unspezifischen, unumkehrbaren Integrationsprozesses muss projektgebundenes, föderatives Handeln treten. Die Corona-Pandemie wäre dafür ein guter Anlass. Ein Essay von Professor Dr. Peter Graf Kielmansegg.
Published 04/27/20
Die erstmalige Ordination von Frauen zum evangelischen Pfarramt während des Zweiten Weltkriegs verdankte sich einer glücklichen Allianz von zeitlosen Wahrheiten und Gegenwartsbezügen. Dasselbe Muster lässt sich in der Verdrängung von Frauen aus kirchlichen Ämtern in der Spätantike beobachten – nur gingen Heiliger Geist und Zeitgeist damals eine durchaus unheilige Allianz ein. Ein Essay von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies.
Published 04/22/20