“Ein interessanter Überblick über das bewegte Leben des Radprofis Jan Ullrich. Leider wird die wechselvolle Geschichte vom talentierten Sportler mit Underdog-Charme, gefeierten Helden zu gefallenem Doping-Sünder und Ex-Promi nicht klar genug erzählt. Die vielen Ereignisse sind voller uneleganter Zeitsprünge, sodass man nicht gut folgen kann.
Die Reporter sind anscheinend zu tief in ihrer Materie und wurden von der Redaktion nicht darauf hingewiesen, dass manche Elemente des Radsports erst erklärt werden müssen. Grünes Trikot, Einzel- und Mannschaftszeitfahren sind Begriffe, die nicht jeder Person geläufig sind und vielleicht in einem eleganten Halbsatz erläutert werden müssen. Das ist ja gerade die Kunst eines ambitionierten Storytelling-Podcast, sowohl Tour de France-Fans, Radsport-Expert:innen und Menschen, die sich nicht gut damit auskennen aber interessante Erkenntnisse aus der Karriere Jan Ullrichs gewinnen können, mitzunehmen. Die Geschichte wird so weniger eindrücklich, weil mehr Fragezeichen entstehen als dass die Dramatik der Ereignisse gut vermittelt wird.
Die Reporter bringen zu viel Ich-Perspektive ein. Einer der ersten O-Töne handelt nur davon, wie es den Reportern gelungen ist, ein Interview mit Lance Armstrong zu bekommen. Das ist für Hörer:innen nicht wirklich interessant, sondern der Job der Journalisten. Auch werden manche entschuldigende oder unwissende O-Töne nicht eingeordnet.
Der Wechsel zwischen Erzählerstimme, O-Tönen und irrelevantem Kollegengespräch über die eigene Arbeit sowie lange Interview-Abschnitte in denen man die Fragen des Reporters hör, entspricht nicht dem Storytelling-Niveau, an das ein Podcastpublikum inzwischen gewöhnt ist (z. B. bei „Cui Bono“, „Der Mörder und meine Cousine“, „The Shrink next door“). Es wirkt insgesamt mehr wie ein selbstbezogenes Wiederaufleben einer Zeit, die besonders die Journalisten selbst interessiert und geht damit teilweise am Publikum vorbei.”
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08/12/23